Brieffreundschaften
Veröffentlicht von sici in Eigene Gedanken · Dienstag 13 Okt 2009 · 2:00
Schon in meiner Jugendzeit fanden sich in den Jugendzeitschriften Bravo, POP und Salut les copains (nur engl. Infos) Inserate, in denen Brieffreundschaften gesucht wurden.
Ich weiss nicht mehr mit wie vielen Jugendlichen ich Briefe austauschte. Es waren einige. Zu jener Zeit war ich "frankofonisch" angehaucht. Zurück aus dem Welschland war für mich das französische Flair einfach cool. So korrepondierte ich mit einigen Jungs und Mädchen aus der französischen Schweiz wie auch aus Frankreich.
Die Erinnerung an eine Freundschaft blieb bis heute in meinen Gedanken. Er war nur ein Jahr älter als ich und er schrieb wunderschöne berührende Briefe. Wir trafen uns auch zwei, drei Mal. Es hätte sich etwas entwickeln können, aber da betrat meine erste ernste Liebe mein Leben. Die Brieffreundschaft endete abrupt. Wir hörten und lasen nichts mehr voneinander.
Mit dem Alter verstärken sich die Erinnerungen. Und in der heutigen vernetzten Welt ist es meistens einfach Leute aufzustöbern. Dazu kommt noch mein ausgeprägter "Suchsinn", ein Überbleibsel aus meiner Telefonistinnenzeit. Da benötigte man regelmässig die Spürnase, wenn Telefonnummern im In- und Ausland gesucht wurden. Naja, schliesslich wurden wir auch darauf trainiert.
Kurz, ich suchte in den elektronischen Telefonbüchern nach meinem "alten" Brieffreund. Ich wurde fündig und rief an. Am Telefon sprach ich mit seiner Frau und wir hatten ein längeres Gespräch. Die Fernsehsendungen mit Personensuche tauchten in meinem Kopf auf. Es war ein angenehmes Gespräch und sie wird ihren Mann informieren.
Doch es kam nichts. Weder ein Anruf noch eine E-Mail. Da habe ich mich doch getäuscht und es war die falsche Person. Oder er erinnert sich nicht mehr an seine kleine Brieffreundin aus der Schweiz. Zwar trägt er einen seltenen Namen und der Wohnort stimmte noch mit seinen alten Daten überein. Schade!
Was lag jedoch am letzten Samstag im meinem Briefkasten? Ein Brief aus Frankreich mit seiner Adresse. Ich konnte es nicht fassen. Natürlich sei er überrascht gewesen und er hat sich sehr gefreut, so schrieb er. Da er seine Telefonnummer erwähnte, nahm ich telefonischen Kontakt auf. In französischer Sprache zu parlieren fällt mir doch einfacher, als meine Gedanken in französische Worte zu fassen. In vierzig Jahren hat sich vieles ereignet. Fazit: Wir bleiben in Kontakt und werden uns sicher treffen.
Brieffreundschaften fürs Leben?
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