Treffpunkt - Longstreet

Zwei Lokale im Kreis 4! Mein Vater sattelte in den Sechzigerjahren in die Gastronomie. Nun, ein Bruder, eine Schwester und ein Neffe meines Vaters waren in dieser Branche in ihrem Element. Ebenfalls war er im Militärdienst für das leibliche Wohl der Kollegen zuständig. Diese freuten sich immer, wenn er Dienst hatte.¨

Nach einem Jahr, wenn ich mich richtig entsinne, übernahm er bereits das bekannte Longstreet. Ein Lokal mit Livemusik, Striptease, Bar unten und im ersten Stock!

Mein Vater setzte weniger auf Striptease als auf gute gutbürgerliche Küche. Später traten Duos und Trios auf. Noch später waltete ein DJ auf der kleinen Bühne. Auch mein Vater legte Platten auf, Vinylplatten (CD waren damals noch unbekannt). Ausserdem besass er alte Schellackplatten. Mit diesen Platten führte er u.a. den nostalgischen 78 Touren Grandprix ein. Mittwochnachmittags startete er einen Tanznachmittag für Senioren. Ein interessanter Einblick der älteren Gesellschaft zuzuschauen. Da passierte es, dass einige Damen eifersüchtig waren. Auch sie wollten mit dem Chef tanzen. Wie auch bei anderen Tanzveranstaltungen fehlten die Männer. Köstlich! Mein Vater war auch ein sehr guter Tänzer.

Das Lokal öffnete um elf Uhr. Es gab eine warme Küche bis vierzehn Uhr. Anschliessend war das Lokal bis fünf Uhr abends geschlossen. Mein erster Mann war der Küchenchef. Seine Küche wurde von den Gästen geschätzt. Insbesondere die selbstgemachte Kräuterbutter "Café de Paris". Interessierte Gäste bekamen das Rezept. Einstimmig erhielt er die Rückmeldung, die Kräuterbutter von ihm sei einfach einzigartig. Und das stimmte!

Draussen vor dem Lokal gab es einen Wurststand. Zuerst arbeiteten mein Onkel und seine Frau den Wurststand. Später nahmen mein Schwager und seine Frau die Tätigkeit im Wurststand auf. Die Servelat wurden sehr geschätzt. Ein Gast kam mit seinem Hund. Wenn man sagte, Migros-Wurst, verschmähte er die Wurst. ;-)

Aus der Bar im ersten Stock wurde der Key-Club. Gäste erhielten einen Schlüssel für den Eintritt in die Bar.

Später etablierte sich im Key-Club der Show-Biz-Stamm (daraus entstand der Prix Walo). Jeden Monat wurde eine prominente Person eingeladen. Von Caterina Valente über Udo Jürgens , Gustav Knuth, Zarli Carigiet, Kurt Felix, Emil (und und und...), besuchten einige bekannte Persönlichkeiten den Stamm.

Aus gesundheitlichen Gründen verabschiedeten sich meine Eltern nach zehn Jahren aus dem Gastgewerbe. Sie wohnten noch einige Jahre an der Langstrasse. Meine Kinder wuchsen im Lokal auf. Vor einigen Jahren besuchte meine Tochter das Lokal. Sie fragte den Chef, ob sie das Office besuchen dürfe, da sie daran Kindheitserinnerungen verknüpfe. Sie erzählte, dass alles beim Alten war, wie früher. ;-)

Hier einige Erinnerungen in der Fotoshow!