Uuskunft, grüezi

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Uuskunft, grüezi

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Veröffentlicht von sici in Geschichten · Freitag 03 Mär 2023 ·  2:45
... was ist eine PTT-Telefonistin?

Als es darum ging, was ich einmal werden will, riet mir meine Gotte zum Beruf der PTT-Telefonistin. Die Lehre dauerte nur ein Jahr, ist gut bezahlt und ich hätte eine Arbeit bis zur Pensionierung. Ach ja, PTT = Post Telefon Telegraf, so hiess damals der Bundesbetrieb.

Die angehende Telefonistin musste 17 Jahre alt sein und einen Welschlandaufenthalt vorweisen. Nach der Bewerbung stand eine Aufnahmeprüfung bevor. Eine Frage blieb mir haften - in welchem Kanton liegt Olten. Statt Solothurn antwortete ich - im Aargau. Trotzdem bestand ich die Prüfung.

Im November 1965 begann die Lehre zusammen mit zehn weiteren Fräuleins. Im ersten halben Jahr war Theorie und Praktik vorgesehen. Am Morgen zwei Stunden Theorie mit Vorschriften, Regeln, Telefongeheimnis, verschiedene Verzeichnisse und noch vieles mehr. Nach der Pause durften wir in die Zentrale. Zuerst hörte man bei einer Telefonistin mit. Später arbeiteten wir und die Telefonistin hörte mit.



Nach sechs Monaten mussten wir für die Zwischenprüfung antraben. Im zweiten Halbjahr setzte uns die Planung im Dienst ein. Ausser Früh- oder Spätschicht arbeiteten wir Touren, wie eine ausgelernte Telefonistin.

In dieser Zeit überwachte uns unsere Instruktorin. Eine Stunde hörte sie ohne unseres Wissens zu. Sie notierte alle Anfrage und überprüfte unsere Antwort nach dieser "Beobachtung", wie wir sie nannten. Anschliessend rief sie diese Telefonistin zu sich. Zeigte ihr was gut oder schlecht war. Meine Erfahrung:

Ein Abonnent fragte mich nach einer bekannten Fensterfabrik in Zürich, Albert Hans an der Hardturmstrasse. Leider fand ich die Telefonnummer nicht. Resultat: Mein Sechstklasslehrer hiess Albert mit Familiennamen. Hans war für mich ein normaler Vorname. Da kam mir natürlich nicht in den Sinn nach Hans zu suchen. Nun, der Name blieb mir, denn ich fuhr später einige Jahre meine Kinder ins Training, immer an der Fensterfabrik vorbei.

Unsere Arbeit war sehr vielseitig. In erster Linie suchten wir nach Telefonnummern und Adressen. Doch die Auskünfte beschränkten sich nicht nur auf das Telefon. Wir suchten im Kursbuch nach Bahnverbindungen, gaben Auskunft war im Opern- und Schauspielhaus lief, welche Filme gerade in welchen Kinos laufen. Ob auch Konzerte und sonstige Aufführung im Programm waren. Auch über die nächste Nachtdienstapotheke, wie auch ein Notfallarzt gaben wir Auskunft. Ausserdem gab es den Auftragsdienst. Wir übernahmen die Anrufe von KMUs und leiteten sie dem Firmeninhaber weiter. Natürlich darf der Weckdienst nicht vergessen werden.

In der Schulung lernten wir auch die Stadt näher kennen. Viele Kolleginnen stammten nicht aus Zürich. Diese wohnten bei einer Schlummermutter oder hatten ein Zimmer in einem Mädchenheim.

PTT-Telefonistinnen waren in der Privatwirtschaft sehr gesucht. Wir hatten eine gute Allgemeinbildung, wussten wie über das Telefon kommuniziert wurde.

In den letzten drei Wochen im zweiten halben Jahr nahmen wir an der Schlussinstruktion teil, die mit der Schlussprüfung endete. Bei bestandener Prüfung bekamen wir einen Ausweis und wir waren gelernte PTT-Telefonistinnen. Männer waren zu jener Zeit (noch) nicht zugelassen.

Jetzt war ich ein Fräulein Nummer 11i. Wer mehr wissen will, klickt auf unsere Homepage tel-treff.ch.

Das war für einige Jahre mein Arbeitsplatz. Links vorne war das Aufsichtspult.



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